Iris Hammer

Wie du die perfekte Schulterschräge strickst

Diese Dinge solltest du beachten um eine Schulterpartie zu stricken, in der du dich wohl fühlst

Rücken- und Vorderteil treffen aufeinander. Am liebsten möchtest du einfach alle Maschen abketten. Dann bist du schneller fertig und das Zusammennähen ist auch leichter. Schaue dir die Schulterpartie lieber genauer an, und du bekommst einen perfekt sitzenden, selbst gestrickten Pullover.

Ich liebe Stricken. Besonders Pullis und Jacken.

Ich weiß nicht wieso, aber meine Pullis haben meistens einen Ärmel mit Armkugel.

Dieser Schnitt sitzt natürlich am besten, wenn dann auch noch die Schulterlinie abgeschrägt wird.

Gehörst du auch zu denen, die kurz vor Ende des Rückenteils keine Lust haben, sich noch lange an dieser Linie aufzuhalten und lieber alle Maschen einfach abketten?

Dann habe ich für dich die besten Tipps zum Stricken einer Schulterschräge gesammelt und möchte sie hier jetzt mit dir teilen.

Damit kriegst du bei deinem nächsten Strickprojekt eine perfekt gestrickte und zusammengenähte Schulter hin.

Zu welchen Schnitten passt die Schulterschräge

Wenn du schon die Wahrheit über Armlöcher kennst, dann hast du die Aufstellung von Armloch-Ärmel-Kombinationen schon gesehen.

Hier siehst du sie noch mal.

Du kannst an fast jeder Armlochform eine Schulterschräge stricken schulterschraege stricken

Auf dem Bild kannst du erkennen, dass außer Raglan (l. u.) und Rundpasse (m. o.) jeder Schnitt mit einer Schulterschräge gestrickt werden kann.

Da meine Skizze nur eine Schemazeichnung ist, habe ich es mit dem Schulterpunkt nicht so genau genommen.

Du kannst deutlich erkennen, dass die Ärmelnaht eigentlich etwas zu weit links liegt.

Der Punkt, an dem der Ärmel auf die Schulternaht trifft, sollte genau am Schulterpunkt liegen.

Da Gestricktes dehnbar ist, gibt dir eine Naht auf der Schulter ausreichend Stabilität, damit die Ärmelnaht nicht über die Schulter nach unten rutscht.

Kleidungsstücke ohne diese Stabilität sind diejenigen, bei denen du ständig das Gefühl hast, du müsstest die Ärmelnaht korrigieren und nach oben ziehen.

Welche Maße du für die Schulter brauchst

Die Schulterlinie am Pulli sollte deiner Schulterform entsprechen.

Sie sollte weder deutlich hinausragen noch zu eng sitzen. Natürlich nur, wenn du nicht überschnittene Schultern willst.

Wenn Ärmel und Oberteil auf dem Schulterpunkt aufeinandertreffen, bekommst du eine perfekte Schulterlinie.

Der Schulterpunkt ist der kleine Knubbel oben an deinem Schultergelenk.

Die Ärmelnaht sitzt perfekt, wenn sie auf dem Schulterpunkt sitzt

Ist die Ärmelnaht zu weit innen oder außen, bilden sich oft am Ärmel oder Oberteil Falten.

Dein Oberteil sollte oberhalb vom Armausschnitt also genauso breit sein wie der Abstand zwischen den beiden Schulterpunkten.

Die Breite der Schulterlinie ergibt sich, wenn du deinen Halsausschnitt von der Rückenbreite abziehst und halbierst.

Du hast ja zwei Schultern.

Schulterbreite = (Rückenbreite - Halsloch) / 2

Und die Höhe?

Bei Blusenschnitten wird im Grundschnitt mit 3-3,5 cm konstruiert. Dabei ist das Halsloch aber eng anliegend.

Bei Gestricktem sind 2 cm Höhe ausreichend.

Das kommt aber auch auf deine Schulterform an.

Hast du eher sportliche, gerade Schultern brauchst du weniger Höhe. Für abfallende Schultern solltest du mehr Höhe ansetzen.

Hast du abfallende Schultern und strickst die Schulterlinie nicht schräg genug, steht sie am Schulterpunkt ab.

Das kannst du auch mit Absicht machen, um die abfallenden Schultern etwas zu kaschieren.

Dann kannst du kleine Schulterpolster einarbeiten und der Pulli sitzt perfekt und von den abfallenden Schultern ist abgelenkt.

Hast du sehr sportliche Schultern und strickst die Schulterlinie zu schräg, hast du im Bereich des Halsausschnittes zu viel Höhe.

Dadurch steht der Halsausschnitt ab oder wirft im oberen Bereich Falten.

Wie du die Abnahmen berechnest

Du hast die Höhe und Breite von deiner Schulterschräge.

Damit bestimmst du zuerst wie viele Maschen und Reihen sich daraus ergeben.

Die einfachste Methode ist die Maße entweder mit deiner Maschenprobe auszurechnen oder mit dem Maßband direkt an deinem Strickstück abzumessen.

Damit bekommst du die Anzahl der Maschen und die Anzahl der Reihen, die du für deine Schulterschräge brauchst.

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Formulare

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Diese Maschen musst du dann gleichmäßig auf die Anzahl der Reihen verteilen.

Das kannst du nur, indem du die Abnahmen immer am Anfang einer Reihe durch abketten strickst, damit du umdrehen und weiterstricken kannst.

Du kannst also nur in jeder zweiten Reihe abnehmen.

Damit das klappt, teilst du die Maschenzahl für deine Schulterbreite durch die Hälfte der Reihenzahl für die Höhe.

Schulter: Breite [M] / (Höhe [R] / 2)

Damit erhältst du, wie viele Maschen du in jeder Reihe deiner Schulterschräge abketten musst.

Die genaue Berechnung funktioniert folgendermaßen.

Du teilst die Anzahl der Maschen durch die Anzahl der Abnahmereihen.

Bekommst du eine glatte Zahl, kannst du die verwenden. Bekommst du eine krumme Zahl, nimmst du den ganzzahligen Wert als deine erste Abnahmezahl und addierst dazu eine Masche für deine zweite Abnahmezahl.

Welche Maschenzahl du wie oft wiederholen musst, bekommst du, indem du die kleinere Maschenzahl mit der gesamten Anzahl der Abnahmen multiplizierst und von der gesamten Maschenzahl abziehst.

Das ist die Anzahl der Abnahmen mit der größeren Maschenzahl. Die restlichen Abnahmereihen strickst du mit der kleineren Abnahmezahl.

Hier noch ein Beispiel:

29 Maschen auf 8 Reihen abnehmen
29 M / 4 Abnahmereihe = 7,25 M
kleinere Maschenzahl = 7
größere Maschenzahl = 8
7 x 4 M = 28 M
=> 1 x 8 M, 3 x 7 M jede zweite Reihe abketten

Jetzt weißt du, wie du deine Maschen der Schulterschräge auf die Reihenzahl verteilst.

Wie du die Schräge strickst

Fakt ist, dass du in jeder Abnahmereihe mehrere Maschen abnehmen musst.

Die kannst du einfach abketten.

Aber ist das wirklich so einfach?

Tanja Steinbach führt in einem Video eine Methode mit abgehobenen Maschen vor.

Dabei kannst du deutlich erkennen, dass da gemogelt wurde.

Die letzte Masche, ja die, die sie vorgeführt hat, ist eine riesige Schlaufe geworden.

Für mich heißt das, sie hat hinterher die Maschen ausgeglichen, indem sie den überschüssigen Faden weitergezogen hat.

Das kannst du natürlich machen.

Schließlich sind es an der Schulter nur ein paar Reihen.

Ich habe die hier mal Bilder gemacht, wie das bei mir dann immer aussieht und wie ich es hingemogelt habe.

Eine weitere Möglichkeit nutze ich oft bei dicker Wolle.

Ich stricke die Schräge mit verkürzten Reihen.

Dafür fange ich 2 Reihen vor der berechneten Höhe mit den Verkürzungen an und stricke am Ende noch eine oder zwei Reihen über alle Maschen.

Diese Schräge kannst du dann prima mit Maschenstich zusammennähen oder abketten.

Dazu habe ich dir auch mal ein Bild gemacht.

Kette die Schulterschräge nicht ab sondern stricke sie mit verkürzten Reihen schulterschraege stricken

Wie du die Verkürzung strickst, bleibt dir überlassen, da es für die Wendemaschen verschiedene Methoden gibt.

Du kannst sie zum Beispiel als Wickelmasche oder als Doppelmasche stricken.

Wichtig ist dabei nur, dass keine unschönen Löcher entstehen.

Wie du die Verkürzung sowohl auf der rechten, als auch auf der linken Seite strickst, kannst du in meinem Video sehen.

Wenn du eine oder zwei Reihen über die Verkürzung drüber strickst, hast du eine schöne gleichmäßige Kante ohne Stufen.

Die kannst du dann zum Zusammennähen abketten oder stillegen.

Abketten oder stillegen zum Zusammennähen

Das mit dem Zusammennähen ist so eine Sache.

Hast du die Maschen abgekettet, musst du die Kante in der Naht verstecken.

Mit der abgeketteten Kante bekommst du zwar eine relativ feste Linie, die deine Schulternaht schön stabil macht. Dafür erzeugst du eine ziemlich dicke Naht, die besonders bei dicken Garnen gerne etwas aufträgt.

Nähst du die stillgelegten Maschen mit Maschenstich zusammen, dann ist die Schulterlinie ganz flach. Du hast quasi eine unsichtbare Naht.

Eine Schulternaht mit Maschenstich kannst du in diesem Video sehen.

Dafür ist sie dann sehr dehnbar und neigt leicht dazu breiter zu werden, als du sie eigentlich berechnet hattest.

Besonders, wenn du einen relativ breiten Halsausschnitt gemacht hast, der sich noch zusätzlich in Richtung Ärmelnaht dehnt.

Du siehst, dass du dich für eine Methode entscheiden musst und für die Vorteile die Nachteile in Kauf nehmen musst.

  • Abketten
    • Vorteil: Stabile Naht, nicht so dehnbar,
    • Nachteil: dicke Naht, trägt auf
  • Stillegen
    • Vorteil: mit Maschenstich unsichtbare Naht
    • Nachteil: sehr dehnbar, wird breiter beim Tragen

Hast du Maschen still gelegt, kannst du sie auch mit dem zweiten Teil zusammen abketten.

Im Englischen heißt diese Methode Three-Needle Bind Off.  Ich persönlich halte das für nicht so gut.

Wenn ich die Maschen doch sowieso schon still gelegt habe, dann wird die Naht mit Maschenstich viel schöner und quasi unsichtbar.

Nähst du die Schulter mit Maschenstich zusammen, bekommst du eine unsichtbare Naht schulterschraege stricken

Außerdem wird die doppelt abgekettete Kante mindestens genauso dick, wie wenn du zwei Teile zusammen nähst.

Wenn du bei Rippenmuster die Schulter mit Maschenstich zusammen nähst, Dann sind die Rippen jeweils um eine halbe Masche versetzt. Wenn dich das stört, kannst du die stillgelegten Maschen zusammen abketten.

Bei meinem aktuellen Projekt habe ich dir ein Video dazu gemacht.

Bei diesem Beispiel habe ich die Schulterlinie gerade gemacht. Mit dieser Methode kannst du aber auch stillgelegte Maschen mit verkürzten Reihen abketten.

Varianten beim Zusammennähen

Die erste Frage ist, wie nähst du überhaupt zusammen.

In der Schule habe ich den Steppstich oder Rückstich gelernt.

Der ist nach meiner Meinung für Gestricktes ungeeignet. Den musst du nämlich auf der linken Seite nähen.

Damit siehst du erst, wenn du fertig bist, wie das Ergebnis aussieht. Und das ist meistens nicht so überzeugend.

Außerdem kannst du mit dieser Methode schlecht den Stichabstand gleichmäßig einhalten. Du siehst nämlich immer nur eine Seite der Naht.

Selbst wenn du da in gleichmäßigem Abstand einstichst, gelingt es dir auf der Rückseite nicht, im gleichen Abstand heraus und wieder hereinzustechen.

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Ich nähe grundsätzlich alles von der rechten Seite aus zusammen.

Damit kannst du gleich sehen, ob die Naht ordentlich und gleichmäßig wird.

Sind ein paar Stiche mal nicht so schön geworden, kannst du sie schnell wieder aufmachen und noch mal neu nähen.

Bei der Schulterschräge treffen die Maschen quer auf die Naht.

Daher bietet es sich an, auch die abgeketteten Maschen mit Maschenstich zu verbinden.

Dafür nähe ich die Maschen direkt unterhalb der Abkettkante zusammen.

Die fertige Naht siehst du auf diesem Bild.

Du kannst auch die abgekettete Schulternaht mit Maschenstich verbinden schulterschraege stricken

Auf der Rückseite liegen die beiden abgeketteten Kanten dann nebeneinander.

Da du die Maschen unterhalb der Abkettlinie miteinander verbindest, verschwindet die letzte Reihe komplett in der Naht.

Auf der Oberseite bekommst du damit eine saubere und gleichmäßige Naht.

Du kannst auch abgekettete Kanten mit Maschenstich zusammennähen schulterschraege stricken

Bei besonders dicker Wolle verwende ich eine Methode, bei der die Naht zwar sichtbar bleibt, aber besonders flach wird.

Dafür lege ich die beiden Abkettkanten nebeneinander und steche abwechselnd von der einen und dann wieder von der anderen Seite durch die abgeketteten Maschen.

Das Geheimnis liegt darin, zweimal über die Kante zu nähen, und zwar gegenläufig.

Ich habe dir dazu mal ein paar Bilder gemacht.

Du bekommst damit zwar eine sichtbare Naht auf der rechten Seite, diese wird aber ganz flach und trägt nicht auf.

Ich habe für dieses Beispiel die Schrägen einmal mit verkürzten Reihen,  und einmal mit abgehobenen und abgeketteten Maschen gestrickt.

Bei der oberen Probe habe ich die Maschengröße noch korrigiert.

Du kannst die Schulterlinie natürlich auch mit Maschenstich verbinden.

Das wird besonders dann sehr schön, wenn du keine Schräge strickst, sondern zum Beispiel an Sommerteilen angestrickte Ärmel hast.

Dadurch sieht die Linie an der Schulter nach dem Zusammennähen aus, als hättest du Vorder- und Rückenteil am Stück gestrickt.

Dabei solltest du aber unbedingt darauf achten, dass du am Vorder- und Rückenteil die gleiche Maschenzahl hast.

Sonst musst du den Unterschied ausgleichen und das ist eigentlich immer deutlich sichtbar.

Du siehst, du musst nicht zwingend eine Schulterschräge stricken.

Wichtig ist, dass du auf deine Rückenbreite und deine Schulterform achtest. Dann bekommst du eine Schulternaht, die genau zu deiner Schulter passt.

Noch ein paar Extratipps

Egal, ob du deine Schulter schräg oder gerade strickst und egal, ob du die Maschen abkettest oder stillegst.

Lasse die Fäden am Ende auf jeden Fall hängen und schneide sie nicht zu kurz ab. Vernähe sie nicht, bevor du deine Schulternaht geschlossen hast.

Du kannst mit dem Endfaden gleich deine Schulter zusammennähen.

Mit dem zweiten Faden kannst du dann eventuell den Ärmel einnähen oder ungleichmäßige Maschen am Halsausschnitt beim Vernähen korrigieren.

Mache deinen Halsausschnitt fertig, sobald du Vorder- und Rückenteil an der Schulter zusammengenäht hast.

Stricke gleich die Blende an.

Vernähe die Fäden am Halsausschnitt, wenn du mit der Blende fertig bist. Dann ist dein Vorder- und Rückenteil schon fix und fertig und du brauchst nur noch die Ärmel stricken.

Hast du auch noch Tipps für die Schulterschräge?
Dann schreib mir in den Kommentaren.